Fachforum Strommarkt

Hier diskutierten Fachleute aus Verbänden, Unternehmen, Betriebsräten und Gewerkschaften am 5. Februar 2015 in Berlin über Strommarkt-Reformen, ein Thema, das für die innovationsförderliche Gestaltung der Energiewende aktuell und relevant ist.

Leitfragen waren unter anderem:

Wieweit verkraftet unsere Volkswirtschaft immer weitere staatlich induzierte Strompreiserhöhungen?

Wie lässt sich Klimaschutz mit Innovationen und Investitionsplanung an einem wettbewerbsfähigen Industriestandort Deutschland verbinden?

Welche Auswirkungen hat der immer noch ungelöste Zielkonflikt zwischen Kernenergieausstieg und Treibhausgasminderung durch die Elektrizitätswirtschaft auf den Strommarkt?

Christian Growitsch, HWWI, referierte über „Ökonomische Auswirkungen einer vorzeitigen Stilllegung von Kohlekraftwerken“. Dazu erstellte er zusammen mitFelix Müsgens, r2b, eine Studie für den BDI.

„Wenn Deutschland durch die Stilllegung wirtschaftlicher Kohlekraftwerke weniger CO2 emittieren würde, kann im Ausland entsprechend mehr ausgestoßen werden“, lautete  Growitschs Fazit. „Einheimische Kohle würde überwiegend durch Kohle basierte Stromimporte ersetzt.“ Die Folge wäre „carbon leakage“ innerhalb des europäischen Emissionshandelssystems.

Diese Entwicklung hätte sowohl Preissteigerungen als auch Verluste an Wertschöpfung und an Arbeitsplätzen zur Folge. Die Gestaltung des Strommarkts hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der Energieerzeugung, sondern darüber hinaus auf die Beschäftigungsentwicklung in der gesamten Industrie.

Versorgungssicherheit stellt einen wesentlichen Standortvorteil für die energieintensive Industrie in Deutschland dar.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich:

Mit der Gesetzgebung für den Strommarkt muss der Staat sich seiner Verantwortung für die Entwicklung der Energiepreise stellen. Mindestens Preisstabilität für private Haushalte und Industrie ist der Maßstab an die Gesetzgebung sowohl für den Strommarkt als auch zum Klimaschutz.

Einig war man sich darin, dass die Ziele Klimaschutz und Versorgungssicherheit jeweils für sich verfolgt und nicht vermengt werden dürfen.

Das Stromnetz darf für die Energiewende keine Abstriche an der Versorgungssicherheit machen. Ein zügiger Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze ist deswegen dringend geboten.

Statt nationaler Alleingänge wäre eine integrierte Energie-, Wirtschafts- und Klimapolitik innovationsförderlich – gerade auch für die Energiewende – die folgende Ziele verfolgt:

  1. Kosteneffizienterer Ausbau Erneuerbarer Energien

  2. Kraft-Wärme-Kopplung für die Zukunft ausbauen

  3. Energiemix mit Kohle und Gas als langfristige Brückentechnologien in die Zukunft erneuerbarer Energieträger

  4. Verbesserung der Anreize für die Bereitstellung industrieller Flexibilitäten im Strommarkt

  5. Versorgungssicherheit bleibt ein kritisches Thema. Dazu gehört, dass Netzstabilität durch Frequenzstabilität und Spannungshaltung Vorrang vor der Absenkung konventioneller Mindesterzeugung hat.

Im Innovationsforum Energiewende soll die Diskussion über ein gemeinsames Papier fortgeführt werden, das Wege zu diesen Zielen vertieft beschreibt.