AG: Unternehmensstrategien und Zukunftstechnologien zu Treibhausgasneutralität 2050, Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit

Der Erfolg der Energiewende hängt entscheidend davon ab, ob es der Wirtschaft gelingt neue Technologien zu entwickeln, die zur Treibhausgasneutralität beitragen können. Einen besonderen Handlungsdruck gibt es bei der Speichertechnologie.

Die bisherigen Innovationen reichen aber nicht aus, um am Markt kurz- und auch mittelfristig die Volatilität fluktuierender Erneuerbarer Energien kosteneffizient auszugleichen. Insbesondere hinsichtlich der „Dunkelflaute“ besteht Innovations- und Investitionsbedarf.

 

Christian Karalis, Senior Sales Manager im Bereich Trading & Optimization bei der STEAG stellt das Geschäftsmodell der Großbatterie-Systems vor. Sie werden genutzt, um kurzfristige Frequenzschwankungen im Stromnetz auszugleichen, die durch die zunehmende volatile Einspeisung Erneuerbarer Energien oder Fluktuationen im Verbrauch entstehen. Innerhalb weniger Sekunden können die Batterien Energie aus dem Stromnetz aufnehmen oder in das Netz einspeisen. Diese sogenannte Primärregelleistung trägt dazu bei, das Stromnetz stabil zu halten und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Bei den sechs Anlagen, die seit Ende 2016 in Betrieb sind, kommt die neueste Generation von hocheffizienten Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz. Sie sind für den bei der Erbringung von Primärregelleistung erforderlichen Betrieb im mittleren Ladezustand optimal geeignet. Jede Anlage verfügt über eine Leistung von 15 MW, so dass ab Anfang 2017 eine Gesamtleistung von 90 MW zur Verfügung steht. Die Netzbetreiber sind die Kunden der STEAG-Batteriesysteme. Das Unternehmen hat 100 Mio. Euro in das Projekt investiert. Es rentiert sich. Die bisherigen Batterie-Systeme eignen sich allerdings nicht für eine großflächige Vermarktung. Dafür müssten Technologien für Langzeitspeicherung entwickelt werden. Es fehlt aber bislang an politischen Vorgaben, z.B. über den Aufbau der Verteilnetze.

 

Im Projekt „Dream Production“ hat sich Covestro gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft zur Aufgabe gestellt, CO2 als Rohstoff nutzbar zu machen. Dr. Christoph Sievering, Leiter des Bereichs „Klima und Energie“ bei der Covestro AG erläutert das Projekt, das bereits vor 15 Jahren begann. Mittlerweile wurde ein passender Katalysator entdeckt, mit Hilfe dessen das Verfahren überhaupt erst ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist. Am Standort Dormagen bei Köln hat Covestro eine Produktionsanlage errichtet, in der ein erstes Produkt hergestellt wird: Polyol in einer neuartigen Form mit einem 20 prozentigen Anteil CO2, das z.B. für die Produktion von Schaumstoff-Matratzen verwendet werden kann. Covestro arbeitet an Folgeprojekten, um weitere Werkstoffe herzustellen. Es ist allerdings kaum zu erwarten, dass diese Innovation in absehbarer Zeit einen signifikanten Beitrag zur Treibhausgasneutralität beitragen kann.

 

Noch visionärer ist das Projekt der „Künstlichen Photosynthese“, das Prof. Dr. Philipp Kurz vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie an der Universität Freiburg vorstellt. Bei diesem Forschungsvorhaben der Akademie der Technikwissenschaften (acatech) geht es darum, in Anlehnung an die natürliche Photosynthese nun auf künstliche Weise das Sonnenlicht zu nutzen, um treibhausgasneutral Produkte herzustellen. Bislang ist das nur ansatzweise bei der Energiegewinnung gelungen: die Sonne spendet 15.000mal mehr Energie als die Menschheit verbraucht. Eine Stunde Sonnenlicht genügen, um den globalen Energiebedarf eines Jahres zu decken. Der Mensch hat sich diese Sonnenenergie also bislang nur sehr begrenzt nutzbar gemacht. Noch viel weniger nutzt der Mensch das Sonnenlicht für den Produktionsprozess. Dabei liefert Künstliche Photosynthese komplexe Moleküle für Chemierohstoffe, Lebens- und Futtermittel. Dies konnte in Experimenten nachgewiesen worden. Die Forschungen darüber sind sehr erfolgversprechend, aber bislang weit davon entfernt daraus ein Geschäftsmodell zu entwerfen, geschweige denn den Klimawandel zu bekämpfen.

 

Kurzum: Mit dem STEAG- Großbatterie-System ist ein Geschäftsmodell im Einsatz, das kurzfristige Frequenzschwankungen im Netz kosteneffizient ausgleichen kann. Dieses Projekt strahlt auf die Gesamtwirtschaft aus. Es schafft Versorgungssicherheit und hilft, Arbeitsplätze in anderen Teilen der Wirtschaft zu erhalten. Andere klimaneutrale Projekte – wie etwa die Nutzbarmachung von CO2 als Rohstoff oder Künstliche Photosynthese stecken derzeit noch in den Kinderschuhen. Die Innovationszyklen erstrecken sich über Jahrzehnte. Beschäftigungseffekte sind hier momentan nicht zu erwarten.