AG: Die Zweite Säule der Energiewende: Innovationen in Energie- und Materialeffizienz

Rund 30 Betriebsräte und Unternehmensvertreter diskutierten in der Arbeitsgruppe innovative Strategien, weitere Energie- und Materialeffizienz in den Unternehmen oder mittels Sektorkopplung zu erschließen.

Ein Leben mit hohem Anspruch an Lebensqualität, Mobilität, Sicherheit und Gesundheit erfordert es, hochentwickelte Technologien anzuwenden und vielfältige Ressourcen zu nutzen: Rohstoffe, Energie, Umwelt, Wissen sowie menschliche Arbeit. Ressourcen sind aber in der Regel begrenzt, entweder weil sie nicht in beliebiger Menge verfügbar gemacht werden können oder weil ihre Nutzung sich auf Umwelt und Klima auswirkt. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen liegt somit im Interesse aller Menschen.

 

Bei Anwendern von Rohstoffen und Technologien, also bei Unternehmen, spielt darüber hinaus Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle. Effizientere Produkte oder Verfahren zu entwickeln stellt daher ein wichtiges Anliegen der Unternehmen dar. Wegen der Arbeitsplatz sichernden Effekte kümmern sich mittlerweile zunehmend auch Mitbestimmungsträger um Material- und Energieeffizienz.

 

Der Director Corporate Energy & Climate Affairs bei der Aurubis AG, Hamburg, Dipl.-Ing. Christian Hein stellt zunächst die Effizienzbemühungen des nach eigenen Angaben führenden Kupferkonzerns und größten Kupferrecyclers weltweit dar (link). Während man zu Beginn rasche Effizienzgewinne erzielen konnte, verzeichnet Aurubis in den letzten Jahren eher stagnierende Tendenzen. Deshalb hat sich das Unternehmen entschlossen, auch externe Anwendungen zu erschließen. Im Mittelpunkt der Ausführungen und anschließenden Diskussion steht folglich das Fernwärmeprojekt „Östliche Hafenstadt“. Da erhebliche Investitionen nötig sind, wird das Vorhaben mit anderen Unternehmen umgesetzt. Die notwendigen Investitionen für die CO2-freie Wärmeauskopplung sind so hoch, dass das Vorhaben ohne öffentliche Förderung nicht umsetzbar wäre. Abschließend plädiert Herr Hein deshalb für entsprechende Anreize im Rahmen bestehenden Klimaschutzinstrumente, um die weitere Auskopplung industrieller Abwärme zu ermöglichen und verstärkt diese Treibhausgas-senkenden Potenziale zu erschließen.

Anschließend berichtet Thomas Flesch, Betriebsratsvorsitzende der Trimet Aluminium SE, welchen organisatorischen Veränderungsprozess und kulturellen Wandel das Unternehmen seit 1985 durchlaufen hat (link). Umwelt- und Klimaschutz soll von allen Beschäftigten gelebt werden. Bereits seit 2008 wird deshalb mittels Kaizen eine Optimierung insbesondere des Energieverbrauchs angestrebt. Die Lernende Organisation hat sich dabei permanent weiter entwickelt; im letzten Jahr konnte der beste Wert in Sachen Energieeffizienz erreicht werden. Durch die Weiterentwicklungen seien die Beschäftigten bei Trimet in der Lage, ein Projekt wie die „virtuelle Batterie“ erfolgreich anzugehen und umzusetzen. Eine Roadmap unterlegt diesen Prozess für das nächste Geschäftsjahr.

 

In der abschließenden Diskussion werden – neben der Klärung von Einzeldetails zu den betrieblichen Praxisbeispielen - die Erfahrungen der letzten 10 Jahre zur Steigerung der Energieeffizienz in den Unternehmen wie folgt zusammengefasst:

 

• Früher waren die Produktionsanlagen auf einen kontinuierlichen Betrieb am optimalen Betriebspunkt entsprechend der Auslegung ausgerichtet, eine flexibilisierte Fahrweise – wie im Falle der „virtuellen Batterie“ - ist eher suboptimal und wirkt sich negativ auf die Energieeffizienz aus. Hier gibt es Zielkonflikte auf Betriebsebene.

• Mittels Sektorkopplung bzw. der optimierten Integration von Wärmeverbünde in bestehenden Anlagen und Anlagen-Clustern (z.B. Industrie- und Chemieparks) und Implementierung von Energieeffizienzmaßnahmen in bestehenden Anlagen (unter Einbezug der Beschäftigten und Mitbestimmungsträger) konnten weitere Energieeffizienzen erschlossen werden. Vielfach sind diese zu hebenden Potenziale ausgeschöpft, so dass sich auf Projekte außerhalb des ursprünglichen Unternehmen/Unternehmensverbünde konzentriert werden muss. Das Fernwärmeprojekt Aurubis Hamburg ist ein Beispiel, wo vielfältigste Interessen(-gegensätze) gebündelt und zu einem erfolgreichen Pilotprojekt verdichtet werden konnten.

• Weitere Effizienzpotenziale bestehen, wenn Industrieprozesse neu entworfen werden. Das Neu-Design kann zum Teil zu einer erheblichen Steigerung der Material- und Energieeffizienz bedeuten. Allerdings können diese Potenziale nur mittels erhöhter Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen erschlossen werden. Sie unterliegen den Gesetzmäßigkeiten der Forschungs- und Entwicklungsprozesse und können von der ersten Idee bis zur großtechnischen Umsetzung oftmals 10-20 Jahre betragen.